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Es geht um das einzelne Kind

O-Ton Markus Potten, VEK, zur "Schweinefleisch-Debatte" aufgrund einer Anfrage der epd und der Evangelischen Zeitung

Rendsburg, 22./25.02.2016. "Ich stelle mit Verwunderung fest, dass das auf einmal so ein großes Thema ist. Da muss man sich wirklich fragen, was steckt dahinter, auch hinter der Botschaft: Deutsches Kulturgut muss gewahrt bleiben…

Es geht doch darum, den Kindern in den Kindertageseinrichtungen ein ausgewogenes Ernährungsangebot zu machen, und dazu gehört ab und zu auch Fleisch. Aber natürlich ist darauf zu achten, welche Kinder da sind. Und wenn es muslimische Kinder in der Kita gibt, dann kann man ihnen kein Schweinefleisch anbieten.

Wir stellen mit Befremden fest, dass die Ernährungsfrage in den Kitas jetzt dazu herangezogen wird, um Schweinefleischessen als Synonym für deutsches Kulturgut zu propagieren. Da muss man sich wirklich fragen, was das soll. Gerade jetzt, wo Kinder mit Fluchterfahrung in unsere Kitas kommen, müssen wir doch genauer hinschauen und ein eher differenziertes Speisenangebot machen. Es geht ja nicht nur um (Schweine-)Fleisch. Da sind zum Beispiel auch Kinder mit Allergien. Niemand würde doch auf die Idee kommen, einem Kind mit Lactose-Allergie Milch aufzuzwingen, weil Milch und Käse zur deutschen Esskultur gehören.

Es geht uns doch um das einzelne Kind!

Entscheidend ist doch darauf zu achten, was jedes einzelne Kind braucht. Das läuft unter dem Begriff Inklusion, der doch eigentlich in aller Munde ist. In unseren Evangelischen Kitas geht es auch um interreligiöse Achtsamkeit – darauf kommt es uns schon an und dazu sensibilisieren wir auch in unseren Fortbildungen.

Natürlich muss die Essensversorgung im Alltag für die Kita praktikabel bleiben, und das muss jede Kita für sich lösen. Da kann es eben schon mal vorkommen, dass an dem Tag, an dem es Fleisch gibt, dann eben der Einfachheit halber alle Kinder – die Fleisch essen - Geflügel bekommen. Na und?

Keine „Anordnung“ vom Landesverband

Zum Umgang mit diesen Ernährungsfragen in den Evangelischen Kitas gibt es seitens des VEK keine Anordnung – das können wir gar nicht, denn dies obliegt allenfalls den Rechtsträgern – also den Kirchengemeinden oder Kitawerken. Wir geben dazu als Verband aber auch keine offizielle Empfehlung, sondern gehen davon aus, dass jede Einrichtung hier sorgfältig und verantwortungsvoll nach einer angemessenen und praktikablen Lösung sucht – gemeinsam mit den Eltern. Gesunde Ernährung spielt insgesamt im Alltag der Kitas natürlich eine große Rolle.

Viele Kitas beteiligen übrigens auch die Kinder selbst an der Auswahl ihres Essens. Selbst die ganz Kleinen kommen da schon zum Zuge. Ein Beispiel: In der Lübecker Kita „Haus in der Sonne“ können bereits die Kinder von null bis drei Jahren ihr Frühstück anhand von Fotokarten selbst auswählen. Stichworte sind hier: Partizipation, Beteiligung, Beschwerdeverfahren. Dies wird in immer mehr Einrichtungen umgesetzt.

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