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Fachkraft-Quote in Kitas alarmierend niedrig

Die heute veröffentlichte Bertelsmann-Sonderauswertung „Regionale Fachkraft-Quote in KiTas“ des Ländermonitorings Frühkindliche Bildungssysteme 2025 zeigt: Schleswig-Holstein gehört mit nur 20,1 % Kitas mit hoher Fachkraft-Quote (≥ 82,5 % vollqualifiziertes Personal, z. B. Erzieherinnen und Erzieher) zu den Schlusslichtern im Bundesvergleich (Bundesdurchschnitt: 30,7 %).

„Diese Zahlen sind ein Weckruf“, sagt Markus Potten, Geschäftsführer des Verbands Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein e.V. (VEK). „Wenn nur jede fünfte Kita über eine hohe Quote verfügt, steht die Qualität frühkindlicher Bildung massiv unter Druck. Das Land sollte mit Qualitätsimpulsen und einem Personalbudget, das für ausreichend Erzieher:innen reicht, bessere Fachkraftquoten ermöglichen.“

Qualität statt nur Flexibilität – andere Impulse sind nötig
Mit der jüngsten Novellierung des Kita-Gesetzes hat Schleswig-Holstein vor allem für hohe Flexibilität im Personaleinsatz gesorgt, um Einrichtungen verlässlich offen zu halten. Aus Sicht des VEK dürfe diese Flexibilität aber nicht auf Kosten der Qualität gehen. Notwendig seien Anreize und Rahmenbedingungen, die einen hohen Anteil an qualifizierten Fachkräften sicherstellen, um die Bildungsaspekte der frühkindlichen Förderung zu erhalten.

Fachkraft-Begriff wird aufgeweicht
In den vergangenen Jahren hat Schleswig-Holstein vor allem Impulse für erleichterten Quereinstieg und den Einsatz nicht-pädagogisch qualifizierter Hilfskräfte gesetzt. Zudem ist künftig mit einer sinkenden Fachkraft-Quote zu rechnen, da immer mehr Angehörige anderer Berufsfelder pädagogische Aufgaben übernehmen dürfen – oft ohne einschlägige Qualifikation. „Das mag kurzfristig Entlastung bringen, löst aber das Grundproblem nicht. Um die Entwicklung von Kindern individuell zu fördern, braucht es pädagogische Qualifikation. Das Aufweichen des Fachkraft-Begriffs sehen wir daher kritisch“, so Potten. „Wir brauchen gezielte Investitionen in die Ausbildung und Einstellung von Erzieher:innen und multiprofessionelle Teams. Nur so sichern wir dauerhaft Qualität und können allen Kindern gerecht werden.“

Leichter Anstieg reicht nicht aus – Bundesmittel für bessere Fachkraft-Quote?
Immerhin: Schleswig-Holstein ist eines der wenigen Bundesländer, in denen die Fachkraft-Quote seit 2017 leicht gestiegen ist und in den meisten Kreisen Verbesserungen in Sicht sind. „Aber dieser Fortschritt reicht nicht. Die Bertelsmann-Daten zeigen vor allem, wie groß der Nachholbedarf ist“, so Potten. Nur jede fünfte Kita erfüllt den von Expert:innen empfohlenen hohen Standard – in Mecklenburg-Vorpommern sind es hingegen 70 Prozent.

Die Bundesregierung hat jüngst Bundesmittel in Höhe von 4 Mrd. Euro für Kita-Qualität freigegeben – auch für das Handlungsfeld Fachkraft-Kind-Schlüssel. „Dieses Geld muss in Schleswig-Holstein konsequent genutzt werden, um die Fachkraftquoten zu verbessern, nicht um den Status quo abzusichern“, mahnt Potten. Der VEK unterstützt daher auch die Initiative „Es geht um jedes Kind!“ der Bertelsmann Stiftung, die u.a. hoch qualifizierte Kita-Fachkräfte und professionelle Rahmenbedingungen fordert.

Weitere Informationen

Markus Potten
  • Geschäftsführer
  • VEK-Geschäftsstelle, Rendsburg
Carsten Höhn
  • Referent für Öffentlichkeitsarbeit
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