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„In Luthers Fußstapfen“: Reformationsschatzkisten ermuntern Kinder zu eigenen reformatorischen Entdeckungen

„Kinder haben ein Recht, Bedürfnisse zu äußern, sich zu beschweren und gehört zu werden. Der Blick dafür wird in vielen Kitas neu geschärft und fußt zugleich auf den Grundlagen des christlichen Menschenbildes“, erklärt Pastorin Maike Lauther-Pohl, Theologische Referentin für Religionspädagogik beim Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein e.V. (VEK). „Martin Luther beschwerte sich, weil er das Verhalten von Kirchenmenschen nicht mit der Bibel vereinbar fand. Die Reformation begann. Schließlich entstand eine neue Kirche, die sich sogar im Namen zur Beschwerde verpflichtet: die Protestanten. Dabei hat Luther nichts neu erfunden, sondern lediglich freigelegt, was in der Bibel zu entdecken ist. Auf dem Weg ins Reformationsjubiläum bringen wir reformatorische Entdeckungen mit den pädagogischen Prozessen von Beschwerdeverfahren zusammen: auch dazu dient die Reformationsschatzkiste!“

Über 300 Schatzkisten sind im Lande unterwegs

Die Reformationsschatzkiste ist eine stabile Holztruhe; sie enthält Materialien und Anregungen für religionspädagogische Aktionen zu ganz verschiedenen Lebensthemen von Kindern. Entstanden als Projekt zum 500jährigen Reformationsjubiläum, das die Evangelische Kirche ab dem Reformationstag 2016 (31. Oktober) ein Jahr lang feiert, soll die Schatzkiste Kindern in Kitas, Kindergottesdienst und anderen Kindergruppen in der Kirchengemeinde eigene reformatorische Entdeckungen ermöglichen. Maike Lauther-Pohl hatte die Idee zu dem Projekt; entwickelt wurde die Reformationsschatzkiste von einem nordkirchenweiten Arbeitskreis, an dem Mitarbeitende der evangelischen Kitalandschaft aus allen drei Sprengeln der Nordkirche sowie die Kindergottesdienststelle und die Arbeitsstelle Reformationsjubiläum mitgewirkt haben. Bereits über 300 Reformationsschatzkisten wurden beim VEK seit Beginn des Projektes am 31. Oktober 2015 bestellt.

"Ich habe was zu sagen und ich werde gehört"

„Die Holzkiste ist so stabil, dass sich auch einmal ein Kind darauf stellen kann, wenn es etwas zu sagen hat“, betont Franziska Schubert-Suffrian. Die Koordinierende Fachberaterin und stellvertretende Geschäftsführerin beim VEK ist Fachfrau für Partizipation und Beschwerdeverfahren mit Kindern. Sie hat in mehreren Kitas miterlebt, wie Kinder das ausprobiert haben. „Kinder in den Fokus rücken, sie mündig machen, dass sie sich ein eigenes Urteil bilden können, sie ermächtigen, ihre Anliegen selbst vorzubringen: Das steht für mich hinter dem Beschwerdeverfahren und hinter der Reformationsschatzkiste und verknüpft beides miteinander“, erläutert Schubert-Suffrian. „So wie Luther die Leute ermutigt hat mit seiner Bibelübersetzung, die Bibel selbst zu lesen und zu verstehen.“

Bischof Gothart Magaard hat das Projekt mit auf den Weg gebracht. Er freut sich sehr, „dass es innerhalb von nur vier Monaten so eine große Resonanz erhalten und sich die Zahl der ausgelieferten Schatzkisten mehr als verdreifacht hat. Und ich freue mich, dass das Reformationsjubiläum im Raum der Nordkirche ganz offensichtlich gemeinsam mit den Kindern in den evangelischen Kindertagesstätten eingehend vorbereitet und erarbeitet wird. Die Arbeit mit den Schatzkisten trägt dazu bei, dass Kinder entsprechend dem Motto der Kitas ‚Mit Gott groß werden‘.“

Glauben und Religion ist Teil des Alltags

Vielerorts wird mit der Schatzkiste inzwischen praktisch gearbeitet. Dass sie in vielen Kitas so gut ankommt, erklärt VEK-Geschäftsführer Markus Potten damit, dass Mitarbeitende evangelischer Kitas religiöse Aspekte oft ganz selbstverständlich in ihren pädagogischen Alltag integrieren. Den Boden dafür habe insbesondere die Theologisch Religionspädagogische Grundqualifizierung, kurz TRG, bereitet, eine Langzeitfortbildung, die vom VEK seit Jahren im Auftrag der Nordkirche für Kita-Fachkräfte in Schleswig-Holstein durchgeführt wird. Über 900 Kita-Mitarbeitende haben bereits daran teilgenommen. Für sie sei diese Schatzkiste „wie geschaffen“, meint Potten.

Wer die Reformationsschatzkiste kennen lernen will, ist herzlich eingeladen zu einem Fachtag unter dem Motto „Beschwerdeverfahren – Luther lässt grüßen“ am 11. März 2016 im Evangelischen Kitaforum in Rendsburg. Mehr Infos und Anmeldung unter Telefon 04331-593 171, www.vek-sh.de.

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