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Kann Künstliche Intelligenz den Fachkräftemangel in Kitas verringern?

Dr. Nicolaus Wilder beim Vortrag zum Thema KI und die Zukunft pädagogischer Praxis

Beim Jahresempfang des Verbandes Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein e.V. (VEK) diskutierten 90 Gäste die Entwicklungen rund um Anwendungen wie ChatGPT und deren Bedeutung für Kitas. Diese Technologien basieren auf Künstlicher Intelligenz (kurz: KI). Im Mittelpunkt stand ein Vortrag zur Zukunft pädagogischer Praxis im Zeitalter von KI.

Rendsburg, 29.06.2023 „Künstliche Intelligenz wird nicht die unmittelbare pädagogische Arbeit, also die direkte Arbeit mit den Kindern, übernehmen.“, meint Dr. Nicolaus Wilder von der Christian-Albrechts-Universität in Kiel. „KI wird dennoch einiges verändern.“ In einem Impulsvortrag stellte der wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Pädagogik den aktuellen Stand der Wissenschaft zur Bedeutung von KI in der frühkindlichen Bildung vor.

Trotz geringer Studienlage deute vieles darauf hin, dass durch den Einsatz von KI-Anwendungen die mittelbare pädagogische Arbeit, die nicht im direkten Kontakt mit den Kindern abläuft, deutlich erleichtert werden kann. So könnten Aufgaben wie das Dokumentieren, die Besprechung von Beobachtungen oder pädagogische Planungen erleichtert werden. Am Beispiel des Chatbots ChatGPT zeigte Wilder eindrücklich, wie die KI durch einfache Texteingabe thematische Bastelideen oder ganze pädagogische Leitlinien erstellen kann. „Richtig eingesetzt unterstützt KI die pädagogische Praxis und schafft Zeit für die eigentlich relevante Arbeit. Das macht Fachkräfte meistens auch zufriedener.“, meint Wilder. Er fordert deshalb, dass in den Kitas ein reflexiver Prozess zu KI-Tools einsetzen sollte.

Mit einem Rechenbeispiel verblüffte Wilder dann viele Gäste: Durch den Einsatz von KI könnte seiner Einschätzung nach eine pädagogische Fachkraft rund vier Arbeitsstunden pro Woche einsparen. So könnte die neue Technologie einen Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels leisten. Auf ganz Deutschland hochgerechnet, könnten auf diese Weise bundesweit rund 80.000 Vollzeitstellen eingespart und die Lücke fehlender Fachkräfte beinahe geschlossen werden. „Warum also denkt niemand über den Einsatz von KIs im Elementarbereich nach?“, fragt Wilder.

Die anschließende Diskussion machte aber deutlich, dass man die ethischen Fragestellungen nicht ausblenden dürfe. Hinzu kommt, dass nahezu alle gegenwärtig relevanten und frei verfügbaren KIs auf nicht-europäischen Servern laufen und insofern nicht der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) entsprechen. Deshalb sollten auf keinen Fall personenbezogene Daten eingegeben werden.

Der VEK setzt sich für eine Diskussion über ethische Leitlinien für den Einsatz von KI in den Kitas ein. Christian Kohnke, stellvertretender Vorsitzender im VEK, meint: „Wir sollten bescheiden und demütig sein, jetzt schon vorauszusagen, wie die Welt in 20 Jahren mit KI aussehen wird. Was wir aber mit unserer Arbeit in den Kitas tun können: Wir sollten den Kindern die bestmöglichen Kompetenzen vermitteln, um mit den Entwicklungen reflektiert umgehen zu können.“

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Carsten Höhn
  • Referent für Öffentlichkeitsarbeit
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