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Personalmangel in Kitas – Wie viele Studien braucht es denn noch?

Neue Studie, bekanntes Problem: Es fehlt an Personal in den Kitas. Und es wird absehbar nicht besser. Der Arbeitsmarkt ist leergefegt und der Job-Motor Kita wird mit Ansage zur Sollbruchstelle für Bildungsgerechtigkeit, Gleichstellung und die lokale Wirtschaft. Der Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein e.V. (VEK) fordert ein entschlossenes Handeln des Landes.

Die jüngsten Analysen des gestern veröffentlichten Fachkräftebarometers Frühe Bildung der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) am Deutschen Jugendinstitut bestätigen wieder einmal, dass die Maßnahmen der Landesregierung bei weitem nicht ausreichen werden, die Personallücken in den Kitas zu schließen. „Wenn jetzt auch noch Fachschullehrerinnen und Fachschullehrer fehlen, kommen wir aus der Misere auch in den kommenden Jahren nicht raus und müssen weiter diese bitteren Studien zur Kenntnis nehmen.“, sagt Markus Potten vom VEK.

Die Hauptlast der Fachkräftegewinnung liegt auf der Ausbildung, also der Gewinnung von Nachwuchs. Auch wenn sich dort bis zuletzt Anstiege beobachten lassen, bleiben diese in jüngster Zeit hinter den hohen jährlichen Zuwachsraten zu Beginn der 2010er-Jahre zurück. Das hat seinen Grund: Die Fachschulen sind deutschlandweit an ihrer Kapazitätsgrenze angekommen. So sind 47% der Fachschulleiterinnen und Fachschulleiter der Auffassung, dass es zu wenig Lehrkräfte gibt, und weitere 21% stimmen dieser Aussage teilweise zu, so die Autorengruppe der Studie.

Der VEK fordert daher, dass die Landespolitik die wachsenden Probleme in der Erzieherausbildung nicht weiter aufschiebt und aufhört, Scheinlösungen zu präsentieren. Denn das Problem des Fachkräftemangels werde auch in den kommenden Jahren eher größer als kleiner. „Der Renteneinstieg der Baby-Boomer ist absehbar, der Arbeitsmarkt ist leergefegt und der Wettbewerb um neues Personal im Zuge des Ausbaus der Ganztagsangebote an Grundschulen nimmt zu. Das Fachkräftebarometer 2023 belegt, dass die bisherigen Maßnahmen wie der leichtere Quereinstieg zum Gegensteuern nicht ausreichen werden.“, sagt VEK-Geschäftsführer Markus Potten.

Man müsse zudem den gesamten Ausbildungsbereich genauer unter die Lupe nehmen. Das bedeute auch, dass der Blick stärker auf die Reduzierung von Ausbildungs- und Studienabbrüchen gelenkt werden müsse. „Die Schwundquoten während und nach der Berufsausbildung sind zu hoch. Viele kommen gar nicht in der Kita als pädagogische Fachkraft an.“, so Potten. Eine Studie von 2017 fand heraus, dass nur zwei Drittel nach der generalistischen Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher einen Job in einer Kita annehmen. Neuere Zahlen gibt es nicht: Hier fehlen nach wie vor landesweit Daten.

Der VEK fordert ein Kita-Fachkräfte- und Ausbildungs-Monitoring für Schleswig-Holstein. Die Ausbildung von Lehrkräften, die individualisierte Begleitung von Schülerinnen und Schüler sowie Studierenden und flächendeckend vergütete Ausbildungsgänge müssen mit hoher politischer Priorität angegangen werden. Markus Potten warnt deshalb vor Gelassenheit: „Ansonsten haben wir bei einem diffus sich nach unten öffnenden Arbeitsmarkt schnell ein Image- und Akzeptanzproblem. Die mühsam mit der Kita-Reform in Schleswig-Holstein errungenen Qualitätsstandard dürfen angesichts der großen Herausforderungen nicht aufgeweicht werden.“

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Carsten Höhn
  • Referent für Öffentlichkeitsarbeit
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